IFG-Anfrage Nr. 153: Auf welche Daten der Krankenkassen hat das RKI Zugriff?
Wir impfen seit über 200 Jahren und haben trotzdem keine sicheren Daten darüber, ob Geimpfte tatsächlich gesünder sind. Könnten vielleicht die Abrechnungsdaten der Kassen aushelfen? Ich fragte das RKI am 9. März 2018, auf welche Daten man dort Zugriff hat. Die Antwort kam am 29. August 2018, mit einem Kostenbescheid über 232,50 Euro.
Ich zitiere ungekürzt aus der Antwort:
Sehr geehrter Herr Tolzin,
auf Ihre Anfrage teilen wir mit, dass das RKI für eigene Auswertungen über folgende Abrechnungsdaten der Gesetzlichen Krankenversicherung verfügt:
- Für die Jahre 2004-2017 anonymisierte Abrechnungsdaten zu ausgewählten Arztkontakten, Diagnosen, Impfleistungen und Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen. Anzahl der Datensätze: 6.263.461.250. Quelle der Daten: alle KV'en.
- Für 2010 bis 2016 liegen aggregierte, hochgerechnete und nach Wirkstoff, Verabreichungsform und Quartal stratifizierte Daten über Antibiotika-Verschreibungen aus dem ambulanten Sektor vor. Zweck ist die Teilnahme Deutschlands an der europäischen Antibiotikaverbrauchssurveillance (ESAC-Net). Anzahl der Einzeldatensätze: ca. 250. Quelle der Daten: Bundesweite vertragsärztliche Abrechnungs- und Arzneiverordnungsdaten im Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
- Seit 2008 bezieht das RKI Apothekenabrechnungsdaten zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gegen folgende Infektionserkrankungen und deren Folgezustände: Hepatitis, HIV, Influenza und Tuberkulose. Bezogen werden diese Daten als aufbereiteter und aufaggregierter Teildatensatz der sogenannten "Nationalen Verordnungsinformation" (NVI) der Firma Insight Health (http://www.insight-health.de). Diese Daten decken den rückwirkenden Zeitraum von 2006 ab und werden quartalsweise ergänzt. Rechtsgrundlage für die Nutzung und Verarbeitung am RKI sind die Bestimmungen des §300 Abs. 2 Satz 1 SGB V. Eine beispielhafte wissenschaftliche Verwendung kann hier nachgelesen werden: https://doi.org/10.1186/s12889-015-1598-4.
- Aggregierte Daten zu abgerechneten Leistungen für Schwangere im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge in der GKV je Altersgruppe für die Jahre 2011-2015 hat da RKI über das Institut für angewandte Gesundheitsforschung (InGef) erhalten. Schwerpunkt der Analyse waren HIV, Syphilis und Hepatitis.
- Für ein Projekt hat das RKI vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung Abrechnungsdaten zu abgerechneten diagnostischen Leistungen (aus dem Bereich HIV und STIs) erhalten. Die Daten umfassen die Jahre 2010-2015, 5-Jahresaltersgruppen der 15-74 jährigen, Geschlecht und KV. Die Daten beziehen sich nicht auf einzelne Personen, sondern wurden aggregiert. Die Daten wurden uns einmalig übermittelt und werden wie vertraglich mit dem ZI vereinbart nach ca. 3 Jahren vernichtet.
- Im Rahmen der Erstellung des „Berichts zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016“ wurden aggregierte, anonyme Ergebnismengen von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung herangezogen, die auf kassenübergreifenden GKV-Abrechnungsdaten basieren. Die zugrundeliegenden Abrechnungsdaten wurden nicht übermittelt. Die Ergebnismengen beziehen sich auf vertragsärztlich versorgte GKV-Versicherte mit einer Krebsdiagnose in den Jahren 2008 bis 2014 und wurden größtenteils im genannten Bericht veröffentlicht.
- Im Rahmen der Diabetes-Surveillance wurden für das Berichtsjahr 2011 ein aggregierter Ergebnissatz (keine Individualdaten) für alle GKV zur Diabetesprävalenz stratifiziert nach Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes, Geschlecht und Altersgruppen vom DIMDI überliefert.
Bitte entschuldigen Sie die späte Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Kommentar:
Es wäre also für das RKI durchaus möglich, bei den gesetzlichen Krankenversicherungen Daten abzufragen, mit denen man die gesundheitlichen Auswirkungen von Impfungen analysieren könnte. Nach Ansicht der Impfexperten kann es keinen Zweifel daran geben, dass dies zum Vorteil der Impfungen ausfallen würde. Warum macht das RKI dann keine solchen Auswertungen, mit denen man die Zweifler unter den Eltern und Experten ein für alle Mal zerstreuen und damit noch bessere Durchimpfungsraten erreichen könnte?